
Deutschland als Schachfigur der Weltpolitik
Seit mehr als 100 Jahren, bereits vor dem Ersten Weltkrieg, war es das strategische Ziel der USA: die Beherrschung Eurasiens. Heute stehen die Zeichen wieder auf Krieg. Doch was ist die Strategie dahinter? Geht es um US-Interessen? Geht es um Werte?
Im Jahr 2015 trat der Präsident der US-Denkfabrik Stratfor, George Friedman, bei einer Diskussionsveranstaltung des „Chicago Council of Global Affairs“ auf. Die Stratfor wurde 1996 von ihm begründet und gilt als eine der einflussreichsten Think Tanks im Bereich Geopolitik und Militär, agiert jedoch sehr intransparent. Die Videoaufzeichnung der Veranstaltung ist bis heute abrufbar. Friedman erläuterte auf Publikumsfragen hin die US-Außenpolitik und gab dabei einen präzisen Abriss, worin diese seiner Ansicht nach besteht: „Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland,“ erläuterte er dem Publikum. Denn vereint seien sie die einzige Macht, die die USA bedrohen könnten. „Unser Hauptinteresse galt sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt.“ Und er erklärte auch, wie seiner Ansicht nach dies erreicht werden könne: „Für die Vereinigten Staaten ist es das Hauptziel, dass deutsches Kapital und deutsche Technologie und die russischen Rohstoff-Ressourcen und die russische Arbeitskraft sich nicht zu einer einzigartigen Kombination verbinden, die die USA seit einem Jahrhundert zu verhindern versuchen.“ Mit diesen Äußerungen wagte sich Friedman sehr weit vor. Handelt es sich bloß um eine Einzelmeinung eines Mannes, der sich wichtig machen will? Oder um eine überholte Episode vor vielen Jahren? Sind Think Tanks wie Stratfor überhaupt ernst zu nehmen? Haben derlei Thesen überhaupt Relevanz für die Realpolitik oder theoretisieren sie bloß?

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