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Mann mit Regenschirm in Glühbirne in surrealistischer Landschaft
© Bild:123RF Bildagentur; Nexusplexus.

Wenn Ideologie an der Realität zerschellt

Ideologien, damals wie heute, neigen dazu, die Realität an die Idee anzupassen – und auch den Menschen. Dazu kommt die Gefahr, ins Totalitäre abzugleiten. Doch letztlich scheitern sie an sich selbst und am Wesen der Dinge, wie sie nun einmal sind.

Gudula Walterskirchen | Kommentar | 27. prosinec 2024

Es war ein gigantisches Projekt, das man zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den Weg brachte, ausgehend von einer kleinen Gruppe Intellektueller: Im ehemals zaristischen Russland versuchte man mittels einer Revolution die Thesen von Karl Marx in die Realität umzusetzen. Arbeiter und Bauern sollten frei, gleichberechtig und gebildet werden, und sie sollten am Wohlstand teilhaben, den man den Reichen und Besitzenden wegnahm.

Über Jahrzehnte wurde das Konzept des Kommunismus in mehreren Ländern umgesetzt – bis es in den 1980er-Jahren implodierte. Ohne Revolution, wie zu Beginn, ohne Blutvergießen, sondern die Menschen machten einfach nicht mehr mit. Die Ideologie war an sich selbst gescheitert. Warum?

Die Theorie der Fünfjahrespläne, der Gleichheit aller Menschen führte dazu, dass eine riesige Lüge aufgebaut wurde, die nur mittels Repression am Leben erhalten werden konnte. In der Realität konnten die Planvorgaben nicht eingehalten werden und es ging allen gleich schlecht, gut ging es nur den Genossen an der Spitze. Von Freiheit ebenfalls keine Spur. Irgendwann ließ sich die menschliche Natur nicht mehr unterdrücken – und die Ideologie zerschellte an der Realität.

An diesen Mechanismus fühlt man sich heutzutage in vielfacher Weise erinnert.

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