
Als „Zeuge” bei den „Wiener Kongressen”
Sowohl bei der Gästeliste als auch im Publikum ging es bei den „Wiener Kongressen” der Wiener Festwochen 2025 etwas einseitig zu – als geladener „Zeuge” spürte ich aber den Wunsch nach einer echten Debatte.
Ich erhielt eine Einladung, auf einem „Wiener Kongress” als „Zeuge” aufzutreten. Das Ganze offenbar eine Art Untersuchungsausschuss im Theaterformat, ein kontroverses Thema (Kulturkampf/Cancel Culture) und als Schlusspunkt ein Block über „Cancel Culture von Rechts”: Wie Ungarn und die Slowakei Medien und Kultur auf Linie bringen. Zeugenanhörung, Diskussion, und am Ende ein Urteil der Jury. Man wolle einen fairen, respektvollen Austausch, schrieb mir Robert Misik, der die Regie führte bei dieser Veranstaltung.
Hinrichtung im Circus?
Ein wenig stellte ich es mir vor wie eine Hinrichtung im römischen Circus: Johlendes Publikum, das die Henker anfeuert. Die ungarische Kulturpolitik sollte ich erklären, war Misiks Bitte, gern auch verteidigen, denn man wünsche als Kontrast auch einen konservativen Standpunkt. Ich kombinierte mental kurz die Stichworte „Viktor Orbán”, „Pressefreiheit” und „Pride-Verbot” und meinte so ungefähr zu erahnen, wie das wohl auf der Bühne abgehen würde, vor zahlreichem, wohl eher links geneigtem Wiener Publikum. Hoffentlich würden sie nicht mit faulen Eiern werfen.

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