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Bildschirme mit Balkendiagrammen
© Bild:123RF Bildagentur; Mikkiorso.

Bevölkerungspolitik und Datenernte

Im Kontext von Internet und Digitalisierung wird die Problematik von systematischen Datensammlungen über Menschen, die die Gefahr von Überwachung und Kontrolle in sich tragen, oft diskutiert. Dies betrifft die Erhebung von Internet- und Social-Media-Nutzerdaten ebenso wie Fragen um digitale IDs und sensible Gesundheitsdaten. Doch ist das Phänomen der (staatlichen) Datenernte wirklich so neu?

Jan David Zimmermann | Wissenschaft | 30. Mai 2025

Im Lukasevangelium heißt es zu Beginn der Weihnachtsgeschichte, in deren Fortlauf es um die Geburt von Jesus geht: „Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.“ (LK 2,1-5).

Gemeint ist damit eine Volkszählung, durchgeführt zur Steuererhebung und Kontrolle, weswegen Josef aus Nazareth, der dem Geschlecht Davids angehört, sich in Betlehem registrieren lassen muss und folglich mit Maria dorthin reist. Hintergrund dieser Passage ist, dass die Römer in der Tat regelmäßige Zählungen und Erfassungen durchführten, um die Bevölkerung zu registrieren, gegebenenfalls die Grundlage für Steuerpflichten zu schaffen, Besitzverhältnisse und Arbeitskräfte zu erfassen und einiges mehr. Diese Erfassung, bekannt als Census (bzw. Zensus) wurde regelmäßig durchgeführt und in den Provinzen wie Judäa durch Statthalter oder lokale Machthaber organisiert. Nicht zuletzt wurden so die wehrfähigen Männer erfasst; ein häufiger Grund für Volkszählungen.

Daten und Herrschaftsform

Die Art der Sammlung von Daten über den Menschen korreliert daher grundsätzlich mit verschiedenen Herrschaftsformen. Mit der Zeit nahmen zudem die Methoden und das Ausmaß der Datenerfassung stetig zu bzw. transformierten sich. Diese Erfassung des Menschen hängt aus machtphilosophischer Sicht mit der Disziplinierung des Menschen zusammen. Und mit der Disziplinierung geht auch die Überwachung einher.

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