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Porträt Präsident Serbien Aleksandr Vucic
Serbiens Präsident Aleksandr Vucic © CommonsWikimedia.

Chaos in Serbien

Seit Monaten Massendemonstrationen, nun der Rücktritt von Ministerpräsident Milos Vucetic: Serbien kommt nicht zur Ruhe, seit in Novi Sad ein Bahnhofsdach einstürzte. Die Stimmung ist revolutionär, sogar in den Staatsmedien brodelt es. Was bedeutet es für Präsident Aleksandr Vucic?

Boris Kálnoky | Politik | 31. Januar 2025

Am 1. November 2024 stürzte in der serbischen Stadt Novi Sad das Vordach des dortigen Bahnhofs ein und riss 15 Menschen in den Tod. Seither wird unter dem Motto „Korruption tötet” pausenlos demonstriert, natürlich in Novi Sad, aber noch viel massiver in Belgrad. Es sind vor allem, aber nicht nur, die Schüler, Studenten und auch Lehrer von mehr als 50 Universitäten und Gymnasien, die die Proteste befeuern.

Am 27. Jänner erreichten die Demonstrationen einen vorläufigen Höhepunkt: Mehr als 100.000 Menschen besetzten ein Autobahnkreuz vor den Toren Belgrads. Die Polizei hatte dort Sperren errichtet, aber die Menge durchbrach sie.

Am nächsten Tag trat Ministerpräsident Milos Vucetic zurück, sowie auch der Bürgermeister von Novi Sad, Milan Duric. Sie waren nicht die ersten: Bereits am 4. November 2024 war Bauminister Goran Vesic zurückgetreten. Und sie waren wohl auch nicht die letzten: Staatspräsident Vucic kündigte am Montag eine Regierungsumbildung an, bei der er „mindestens die Hälfte” des Kabinetts austauschen werde. 

Neuwahlen? Hier wird es paradox: Bei so viel Druck auf den Straßen und dem erzwungenen Rücktritt des Regierungschefs müsste die Opposition eigentlich Neuwahlen fordern. Das wollen die zersplitterten Oppositionsparteien aber erst, wenn die „Bedingungen” für Wahlen besser werden. Vucic’ Regierungspartei SNS lag bei den letzten Umfragen Ende 2024 immer noch bei 48,5 Prozent – genau so viel wie bei ihrem letzten Wahlsieg 2023. 

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