
Das christliche Frankreich in Flammen
Die von Flammen zerstörte Notre Dame wurde wieder aufgebaut. Doch über die anderen brennenden Kirchen und ermordeten Priester in Frankreich schweigt man lieber. Ein Land in einer substanziellen Krise.
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Am 8. Dezember wurde die Pariser Kathedrale Notre Dame, die in Rekordzeit restauriert worden war, mit großem Pomp eingeweiht. Es war ein großer Erfolg in einer sehr schwierigen Zeit, für Frankreich, das ohne Regierung eine beispiellose politische Krise durchlebt. Präsident Emmanuel Macron hatte allen Grund zum Feiern, denn er hatte sein Versprechen, die Kirche in nur fünf Jahren wiederaufzubauen, gehalten. Eine außergewöhnliche Leistung, die den französischen Nationalstolz wiederbelebt hat.
Allerdings scheint es fast so, als ob in der patriotischen Eile des schnellen Wiederaufbaus die Ursachen des katastrophalen Brandes unter den Teppich gekehrt wurden und die Ermittlungen dazu in den Hintergrund getreten sind. Nach fünf Jahren der Untersuchung ist nicht viel über die Ursache des Brandes bekannt, der die Kathedrale verwüstete. Im August 2023 kam übrigens General Jean-Louis Georgelin, der für den Wiederaufbau der Kathedrale verantwortlich war und zweifellos alle Einzelheiten der Angelegenheit kannte, unter mysteriösen Umständen während einer Wanderung in den Bergen ums Leben.
Brandursache unklar
Die offizielle Hypothese für den Brand lautet, dass das Feuer während der Restaurierungsarbeiten versehentlich ausgebrochen ist. Laut Benjamin Mouton, dem bis 2013 für die Kathedrale zuständigen Architekten, wurden an der Stelle, an der das Feuer ausbrach, jedoch keine Arbeiten durchgeführt. Außerdem seien die jahrhundertealten Eichenbalken im Laufe der Zeit so gehärtet gewesen, dass sich das Feuer unmöglich so schnell hätte ausbreiten können. In anderen, weniger offiziellen Quellen wird spekuliert, dass eine der möglichen Ursachen ein leicht entzündliches Antimykotikum war, das auf die Balken gestreut worden war, was das Feuer beschleunigt hätte. Dies würde erklären, warum sich die Flammen so rasch ausbreiteten. Von Anfang an wurde jedoch die Unfallhypothese bevorzugt; Aus offensichtlichen Gründen der politischen Zweckmäßigkeit und zur Wahrung des sozialen Friedens.
Frankreich, das seine historischen Wurzeln im Christentum hat, wird nämlich im Innern von sehr starken Spannungen erschüttert.
Es wird von einer militanten antichristlichen Ideologie unterwandert, die aus dem revolutionären Jakobinismus stammt. Diese trat kürzlich bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele weltweit und offensichtlich hervor. Mit der Projektion des abgetrennten Kopfes von Marie Antoinette auf die Fassade des Hôtel de Ville in einem Blutbad, wurde der Terror der Französischen Revolution zelebriert, gefolgt von einer Art Bacchanal, das satirisch an das letzte Abendmahl erinnerte.
Zahlreiche Brandanschläge
Auch von außen wird die Gesellschaft angegriffen, von einer bedeutenden islamistischen Gruppe aus der wachsendenden muslimischen Bevölkerung. Diese wurde zu großen Teilen nie wirklich in die Gesellschaft integriert, so dass in den „Banlieux“ Viertel entstanden sind, in die sich nicht einmal mehr die Polizei hineintraut. Um Zusammenstöße zu vermeiden, versucht der Staat, Angriffe auf das Christentum zu verharmlosen und stillschweigend zu übergehen. In den letzten zwanzig Jahren haben die Vandalenakte gegen christliche Gebäude ständig zugenommen. Erst im Jahr 2024, dem Jahr der Einweihung von Notre Dame, brannten zwei weitere wichtige Kirchen. Die Kirche Notre Dame in Saint-Omer in Pas de Calais wurde im September 2024 durch einen Brand vollständig zerstört. Sie überstand die Französische Revolution unbeschadet und beherbergte bedeutende Kunstwerke, etwa ein Gemälde von Peter Paul Rubens.
Die romanische Kirche von Saint-Omer vor dem Brand und 2024 im Inferno. © Commons.Wikimedia und Screenshot Youtube.
Genauso schlimm traf es am 3. Oktober die alte romanische Kirche Saint Hilaire in Poitiers, die zum UNESCO-Kulturerbe gehört. Ein symbolträchtiger Ort. In Poitiers fand 732 n. Chr. jene Schlacht statt, in der der fränkische König Karl Martell die arabische Invasion aufhielt und die islamischen Heere über die Pyrenäen zurückwarf. Und 2020 wurde die Kathedrale von Nantes in Brand gesteckt.
Mehr oder weniger schwerwiegende Vorfälle dieser Art werden immer zahlreicher. Frankreich hat mit Abstand die meisten Angriffe auf christliche Gotteshäuser in Europa zu verzeichnen, wie die Beobachtungsstelle OIDAC (Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians) in Wien gut dokumentiert. Deren Sprecherin, Anja Hofmann, meint auf die Frage, warum Frankreich mit Abstand die meisten Angriffe in Europa zu verzeichnen hat: „Das Christentum in Frankreich ist Opfer eines militanten Antiklerikalismus auf der einen Seite, und einer unkontrollierten islamischen Einwanderung auf der anderen Seite.“
Schändungen und Morde
Schändungen wie jene auf dem Friedhof von Clermont-d'Excideuil kann man nicht mehr zählen. Zu den aufsehenerregendsten Fällen gehören die Ermordung von Pater Jacques Hamel in der Kirche von Saint-Étienne-du-Rouvray am 26. Juli 2016, der Dreifachmord am 29. Oktober 2020 in der Basilika „Notre dame de l' Assomption“ in Nizza und der Mord an einem Priester in der Vendée im Jahr 2021.
Grab der ermordeten Abbé Jacques Hamel. © CommonsWikimedia.
Schließlich ist zu bedenken, dass die Kirchengebäude seit dem Gesetz von 1905 dem Staat gehören, der nicht genügend Mittel für ihre Erhaltung bereitstellt. So verfügte beispielsweise Notre Dame, obwohl die Kathedrale das meistbesuchte Bauwerk Frankreichs ist, im Gegensatz zum Louvre oder dem Schloss Versailles nicht über eine ständige Feuerwehr, um sie vor Bränden zu schützen.
Bis heute haben mindestens 21 Kirchen von historischer Bedeutung in ganz Frankreich dieses traurige Schicksal erlitten. Die Behörden versuchen, diese Vorfälle zu vertuschen, um den sozialen Konflikt mit der nicht integrierten Gruppe der muslimischen Einwanderer nicht zu verschärfen und den politischen Erfolg der immer stärker werdenden „Front National“ nicht zu fördern.
Wehrlos und entleert
Zu den von Anja Hoffmann aufgezeigten Ursachen kommt noch das fortschreitende Verkümmern einer katholischen Kirche hinzu, die nicht mehr einzig darauf bedacht ist, ihre Gläubigen für das Geheimnis des Heiligen zu öffnen, sondern sich immer mehr zu einer Art philanthropischer „NGO“ entwickelt hat. Eine innere Entleerung, die die Kirche noch wehrloser macht und sie auf eine horizontale und utilitaristische Dimension reduziert.
In Saint Hilaire in Poitiers wurden sogar die Reliquien der Heiligen, die die Wut der Hugenotten und der Jakobiner überlebt hatten, beschädigt und finden nun keinen Schutz mehr bei den gleichgültigen Christen. Es kümmert sich niemand mehr um die Reliquien des heiligen Hilarius, des Doktors der Kirche, für die in der Vergangenheit Städte gebaut, Kirchen errichtet und Leben riskiert wurden, um sie zu verteidigen.
Als vor 23 Jahren die Buddhas von Bamyan in Afghanistan zerstört wurden, war die Empörung groß, und die westliche Intelligenz stieß einhellig hohe Töne an. Heute wird niemand mehr für die Zerstörung mittelalterlicher Kirchen mobilisiert. Man schaut darüber hinweg, als wäre es eine Randerscheinung, als wäre ein Stück alter Putz abgefallen. Hier sind nicht mehr nur die Zerstörer schuld, sondern auch der vom technisch-wissenschaftlich-utilitaristischen Denken berauschte Westen, der postchristlich geworden ist. Dieser ist heute von Gleichgültigkeit gegenüber Gotteshäusern durchdrungen.
Postchristlicher Westen
In dem berühmten Roman „Der goldene Pavillon“ des japanischen Schriftstellers Yukio Mishima war die Hauptfigur, ein buddhistischer Mönch, von der Schönheit des Goldenen Tempels so verstört, dass er sie nicht mehr ertragen konnte und ihn in Brand setzte. Heute blickt der postchristliche Westen unbekümmert auf diejenigen, die ihre heiligen Stätten in Brand setzen, und ist ihnen fast dankbar dafür, dass sie von der Erinnerung an eine Zeit befreit werden, in der die Menschen an etwas glaubten, das nicht von dieser Welt war, und bereit waren, dafür zu sterben. Der Mensch ist jedoch nicht nur ein rationales, sondern auch ein religiöses Wesen, der Sinn für das Heilige ist eine angeborene Notwendigkeit, und der Verlust jeglicher Heiligkeit bringt ein Gefühl der Angst mit sich, in dem der Sinn des Lebens ständig durch einen unaufhörlichen Strom von Konsum und Wünschen, die nie befriedigt werden, gefüllt werden muss.
Rettung von Reliquien
Am 13. Dezember endete die Einweihung von Notre Dame mit der Rückgabe der heiligen Reliquie der Dornenkrone Christi, die auf wundersame Weise von Feuerwehrleuten beim Brand 2019 gerettet worden war. Eine Reliquie von großer Bedeutung, die 1298 von Frankreich erworben wurde, und damals die Hälfte der Einnahmen des Königreichs kostete.
Notre Dame, aus den Flammen wiedergeboren, ist der Ort, an dem um die Seele Frankreichs gekämpft wird. Von der Revolution, als sie von den Jakobinern verwüstet wurde, die sie in einen Tempel der Göttin der Vernunft verwandeln wollten, bis zur Kaiserkrönung Napoleons und schließlich 2013, als der französische Historiker Dominique Venner, Gründer des Instituts für das Studium der kulturellen Wurzeln des Abendlandes, „Iliad“, beschloss, sich vor dem Hauptaltar mit einem Pistolenschuss das Leben zu nehmen. Ein demonstrativer Akt, der die französische Gesellschaft aufrütteln sollte, wie es der Schriftsteller Mishima 1970 mit seinem öffentlichen Harakiri in Japan tat.
Ungeschickte Verhöhnung
Nur zwei Tage später, am 12. Februar 2013, wiederum in Notre Dame, wurde seine Aktion der ukrainischen, radikal-feministischen Gruppe Femen, die die Kirche halbnackt stürmten, verspottet. Eine der damaligen Aktivistinnen, Marguerite Stern, hat sich nun bei den Katholiken dafür entschuldigt.
Doch ihre ungeschickte Verhöhnung vermochte die inspirierten Worte nicht zu übertönen, mit denen Dominique Venner seine extreme Tat rechtfertigte, und die noch immer zwischen den hohen Gewölben der aus den Flammen wiedererstandenen Kathedrale widerhallen: „Ich halte es für notwendig, mich zu opfern, um die Lethargie, die uns bedrückt, zu durchbrechen. Ich opfere das, was mir an Lebenszeit bleibt, in der Absicht des Protests und aus Prinzip. Ich wähle einen Ort mit hoher Symbolkraft, die Kathedrale Notre-Dame de Paris, die ich respektiere und bewundere, da sie durch das Genie meiner Vorfahren auf älteren Kultstätten errichtet wurde, die an unsere unvergesslichen Ursprünge erinnern. Während so viele Menschen sich zu Sklaven ihres Lebens machen, verkörpert meine Geste eine Ethik des Willens. Ich gebe mir den Tod, um das schlafende Bewusstsein zu wecken. Ich lehne mich gegen das Schicksal auf. Ich lehne mich gegen die Gifte der Seele und gegen die überhandnehmenden individuellen Wünsche auf, die unsere Identitätsanker und insbesondere die Familie, das zentrale Fundament unserer jahrtausendealten Zivilisation, zerstören.....“.
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