Eine Debatte um Leben und Tod
Abtreibung zählt zu den großen Tabuthemen unserer Zeit. Belastetes Schweigen auf der einen Seite, Forderungen nach einem „Recht“ auf Abtreibung als Gesundheitsleistung auf der anderen. Doch es geht um zwei Leben, auch um jenes des Kindes.
Zum Wesen einer Debatte oder einer Diskussion gehört der Wille beider Seiten zum Gespräch. Ein Gespräch freilich impliziert die Offenheit zu einem Perspektivenwechsel. Bei Abtreibung aber gibt es auf der grundsätzlichen Ebene keine Kompromisse. Denn hier geht es um Leben oder Nicht-Leben, zwei absolute Wirklichkeiten stehen einander gegenüber. „Ein bisschen mehr Leben“ oder „ein wenig Tod“ kann man realiter nicht verhandeln. Ein Kind darf leben oder eben nicht. Für die Diskursebene bedeutet das, dass man entweder für Abtreibung, euphemistisch bedacht mit dem mittlerweile standardisierten Ausdruck „pro choice“, oder man ist dagegen, so dass man sich „pro life“ nennen darf (was die Sache klarer benennt als das Gegenstück).
Trauer und Schuldgefühle
Der private Diskurs über Abtreibung ist selten und schwierig. Er gehört zu den großen Tabus, oft nach dem Motto „Man macht es nicht, aber wenn doch, dann redet man nicht darüber“. Dieser massiv empfundene Druck führt bei vielen betroffenen Frauen und ihrem Umfeld zum Selbstbefehl des Schweigens nach der Abtreibung; oft ein belastendes und ungesundes Schweigen, das Trauer und Schuldgefühle unterdrückt.
Unabhängig, ob man davon betroffen ist oder nicht - Abtreibung ist ein unangenehmes Thema, man vermeidet es. Geht das Gespräch in einer Tischrunde dennoch in die Richtung, können schnell harte Fronten entstehen, kann es hochemotional werden. Zumindest dann, wenn Abtreibungsgegner dabei sind, die ihre Ansicht offen äußern. Andere Anwesende der Tischrunde werden sich entweder völlig zurückhalten oder aber, was häufig geschieht, mit den hypothetischen Folgen eines völligen Abtreibungsverbots argumentieren.
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