Land der Möglichkeiten – Land der Spaltung
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die USA tiefgreifend gewandelt. Politisch soll es von links als auch von rechts umgekrempelt werden. Radikalisierung und Antisemitismus greifen um sich, politischer Mord eingeschlossen. Und dennoch beeindruckt es noch immer. Eindrücke von der Ostküste.
Für jemanden wie mich, der vor 45 Jahren zum ersten Mal in die USA kam, um eine
High School in Minnesota zu besuchen, ist es immer wieder interessant zu sehen, was sich im Land verändert hat, was nicht. Ein besonderer Anlass, Tochter Anneliese hat eingeladen, Universitäten, an denen sie seinerzeit studiert hat zu besuchen, bot die Gelegenheit, aus der Nähe einen Blick auf Politik, Kultur und Gesellschaft zu werfen.
Die erste Überraschung erlebt man, wenn man am Flug nach New York die New York Times aufschlägt und unter der Überschrift „Gaza War shifts New Yorkers´ perspectives“ liest, dass 44 Prozent der New Yorker Sympathien für die Palästinenser zeigen, aber nur 26 % für Israel. Vor allem die Anhänger von Zohran Mamdani, den wahrscheinlichen Sieger der Bürgermeisterwahlen in New York im kommenden November, unterstützen zu 74 % die Palästinenser.
Das ist eine gewaltige Überraschung. Hat doch Stephen Birmingham seinerzeit in seinem Bestseller „Our Crowd- The great Jewish Families in New York“ aufgezeigt, wie erfolgreich aus Deutschland eingewanderte jüdische Familien das Leben in der amerikanischen Metropole gestaltet haben. Wirtschaft und Gesellschaft, Politik und Medien wurden von ihnen entscheidend beeinflusst. Und jetzt diese Sympathien für die Palästinenser, vor allem bei den jüngeren Wählern.
Dass Mamdani die Vorwahlen der Demokratischen Partei gegen den amtierenden Bürgermeister Eric Adams und den früheren Gouverneur Andrew Cuomo gewonnen hat, ist eine Geschichte für sich. Der 1991 in Uganda geborene junge Mann ist nämlich nicht nur offizieller Kandidat der Demokratischen Partei, sondern auch Mitglied bei den Demokratischen Sozialisten Amerikas (DAS) und hat ein Mandat im State Assembly von New York. Das Programm der DAS ist ziemlich radikal und sieht unter anderem die Verstaatlichung der Medien und die Auflösung der Polizei vor. Mamdani tritt in seinem Programm für eine Wirtschaftspolitik zum Wohl der Arbeiterschaft, einen Mietenstopp für etwa 1 Million Wohnungen und einen kostenlosen öffentlichen Busverkehr ein. Donald Trump nennt ihn einen Kommunisten. Dabei haben beide grundsätzlich einen sehr ähnlichen politischen Ansatz: Politik und Gesellschaft sollen sich radikal ändern.
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