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Gasse Dunkelheit Laterne Überwachungskameras
© Bild:123RF Bildagentur; Pixinoo.

Venedig und der große Bruder China

Das Weltkulturerbe wird nicht nur von Besuchermassen bedroht. Es ist auch ein Labor für totale Überwachung und wird sukzessive von Chinesen übernommen. Betrachtungen eines Venezianers. (Italiano)

Manfred Manera | Politik | 15. November 2024

Venedig ist eine der wichtigsten Unesco-Welterbestätten.  Am 31. Oktober kamen Unesco-Inspektoren, um zu prüfen, ob die Stadt als gefährdete Stätte eingestuft werden sollte oder nicht.

Was bedroht die Existenz Venedigs? Jahrzehntelang waren es das Wasser, auf dem die Stadt leichtsinnigerweise gebaut wurde. Dank des sehr teuren „Moses“-Dammprojekts scheint diese Bedrohung nun aber gebannt zu sein. Tatsächlich können die Venezianer, die früher regelmäßig Opfer von Überschwemmungen wurden, nun mit Herablassung zusehen, wie andere italienische Städte wie Bologna immer wieder überflutet werden.

"Übertourismus"

Die wahre Bedrohung für Venedig ist ein Widerspruch: Überfluss und Mangel an Menschen. Zu viele Touristen und zu wenige Einwohner. Um den so genannten „Overtourism“ zu bekämpfen, hat die Stadtverwaltung im vergangenen Frühjahr versuchsweise eine Eintrittsgebühr an touristischen Spitzentagen eingeführt. Am 24. Oktober, kurz vor dem Eintreffen der Inspektoren, hat sie die Maßnahme für das nächste Jahr wieder eingeführt und den Eintrittspreis auf 10 EUR erhöht, um zu zeigen, dass sie etwas unternimmt. Nichts Konkretes getan hat sie jedoch für das andere Problem, den zunehmenden Mangel an Einwohnern. 

Mit der Einführung einer Eintrittskarte wird lediglich der Übergang Venedigs von einer lebendigen Stadt zu einer toten archäologischen Stätte bescheinigt, einem Denkmal, für das man Eintritt zahlt.  Ein Unsinn, der vorwegnimmt und realisiert, was man eigentlich hätte vermeiden sollen. Übrigens, während der Probezeit im Frühjahr 2024 hat diese Maßnahme überhaupt nichts gebracht: die Touristen kamen in noch größerer Zahl als im gleichen Zeitraum im Jahr zuvor.

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