Zum Hauptinhalt springen
Nikolaus Kopernikus Gemälde
Nikolaus Kopernikus und der Sternenhimmel. Gemälde von Jan Matejkos (1838-1893). © CommonsWikimedia.

Von der Hybris zur Kopernikanischen Kränkung

Wissenschaft wird gegenwärtig oftmals als dasjenige beschrieben, was die Überlegenheit des Menschen verdeutlicht. Doch es war gerade die Wissenschaft, die nach Sigmund Freud den menschlichen Übermut massiv erschütterte. Freud spricht in diesem Zusammenhang von drei wesentlichen Kränkungen.

Jan David Zimmermann | Wissenschaft | 04. Juli 2025

Die menschliche Hybris ist ein Topos, der seit Jahrtausenden in den verschiedensten Weltreligionen und kulturellen Erzeugnissen (Texten, Artefakten) aufgegriffen und thematisiert wurde. Die Selbstüberschätzung ist es auch, die die Wissenschaft immer wieder beschäftigte, oder aber in Spannung mit der Wissenschaft steht. Hier zeigt sich der breite Interpretationsspielraum der Thematik, denn Hybris kann etwa als gottlose Unverschämtheit und Ausdruck von Gier und Materialismus, aber auch als religiöser Dogmatismus interpretiert werden, bei welchem sich der Mensch als Ebenbild Gottes sieht, sich die Erde untertan macht und erst durch die moderne (Natur-)Wissenschaft in die Schranken gewiesen wird.

Hybris in antiker Tragödie

Die Thematik wurde jedoch schon in antiken Tragödien breit besprochen und immer geht es darum, dass der Mensch seine eigene Position und Bedeutung überschätzt – sei dies nun religiös oder anderweitig weltanschaulich motiviert. Seit der Industriellen Revolution wird die Hybris des Menschen auch insofern diskutiert, als es darum geht, wie er sich durch Wissenschaft und Technologie von seiner/der Natur entfremdet und Dinge erschafft, die er ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr kontrollieren kann. Letztlich handelt auch Mary Shelleys Roman „Frankenstein“ von ebendieser Problematik: Wer sich als Mensch zum Schöpfer erklärt, spielt mit dem Feuer und richtet sich dabei gegen die Schöpfung und natürliche Ordnung. Das Frankenstein-Monster ist dabei das tragische wie auch schreckliche Zeugnis eines Wissenschaftlers, der Gott spielen wollte.

Unbegrenzter Zugang zu allen Inhalten

Gratis Testabo für 4 Wochen
Ein Monatabo oder das
günstigere Jahresabo

Sie sind bereits Libratus-Abonnent?
Melden Sie sich hier an: