
„Nicht demokratisch, aber eine gute Entscheidung“
Sándor Tamás, der langjährige „Landesvater“ der ungarisch bevölkerten Region Covasna in Rumänien, glaubt nicht, dass nur die Regierung das Land regiert. Ein Interview über den „Tiefen Staat“, Geheimdienste, ausländische Mächte und die wahren Gründe für Annullierung der Präsidentschaftswahl.
Libratus Magazin: Herr Tamás, was ist denn in Rumänien los? Wer soll das verstehen?
Sándor Tamás: Die Entscheidung des rumänischen Verfassungsgerichts, die Ergebnisse des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen und damit auch den zweiten Wahlgang für ungültig zu erklären, wurde im In- und Ausland mit Befremden aufgenommen. Um es zu verstehen, müssen wir einige grundlegende Dinge vor Augen halten. Erstens: Wo die politische Führung schwach ist, übernehmen andere Strukturen die Macht. In Italien hat einst die Mafia die Macht übernommen, in Südamerika die Militärjuntas, und dasselbe sehen wir in Syrien, wo verschiedene religiöse Gruppen die Macht ergriffen haben.
Libratus: Wollen Sie damit sagen, dass die rumänische Regierung Rumänien nicht regiert?
Tamás: Ich sage nur, dass Rumänien eine schwache politische Führung hat. Deshalb versuchen immer andere Strukturen, die Macht zu übernehmen. Das kann ein interner Dienst oder ausländischer Einfluss sein.
Libratus: Also schwache Institutionen. Was noch?
Tamás: Rumänien befindet sich in einer geopolitisch äußerst wichtigen Position. Für Russland und die NATO ist es sehr wichtig, Einfluss auf das politische Leben in Rumänien zu nehmen. Im Zusammenhang mit den jüngsten Wahlen sprechen viele davon, dass es einen starken Einfluss Russlands gab, und da Rumänien ein sehr engagiertes NATO-Mitglied ist, muss es auch einen starken politischen Einfluss aus Washington gegeben haben.

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