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Frau mit Maske hält sich Spritze an den Kopf
© Bild:123RF Bildagentur; Dimitry Ageev.

Tradition des Versagens

Eine Pandemie ist für eine Organisation, die für die weltweite Prävention und Notlagen zuständig ist, ein Prüfstein. Ob SARS, Schweine- oder Vogelgrippe: Die WHO versagte jedes Mal. Die bitteren Lehren hatte man bei der Corona-Pandemie missachtet. Nun tritt nach den USA auch Argentinien aus der WHO aus.

Gudula Walterskirchen | Gesundheit | 07. Februar 2025

Es war ein hehres und gleichzeitig gigantisches Vorhaben: Hygienische Bedingungen, sauberes Trinkwasser, hochwertige medizinische Versorgung, Medikamente und Impfungen sollten kein Privileg der reichen Länder sein. Eine bessere Gesundheit für alle Menschen auf der Erde und ein Recht jedes Menschen auf Gesundheit. Umsetzen sollte dies alles eine neu gegründete Teilorganisation der UNO, die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bereits 1945 wurde diese Idee geboren, ein Jahr später wurde die Verfassung der WHO von 61 Ländern unterzeichnet, die offizielle Gründung erfolgte 1948. Eine der zentralen Aufgaben der WHO ist es, die Gesundheit der Menschen auf der ganzen Welt zu fördern, auch und besonders jener in den ärmeren Ländern. Finanziert wurde diese, wie auch die UNO, aus den Mitgliedsbeiträgen der Teilnehmerländer. Mittlerweile hat sich dies gravierend geändert (siehe Libratus-Artikel: Die WHO, das Feigenblatt).

Änderung der Definition

Die WHO ist nicht nur präventiv für die globale Gesundheit zuständig, sondern auch akut. Das Auftreten einer neuen, ansteckenden und gefährlichen Krankheit ist somit der Ernstfall für die WHO. Was ist nun für die WHO eine Pandemie, oder besser: Was wurde früher als Pandemie bezeichnet?

Wesentliche Kriterien waren, dass sich in weiten Teilen der Welt gleichzeitig eine neuartige, gefährliche Infektionskrankheit mit „enormen Krankheits- und Todesfällen“ ausbreitet, für die die Menschen noch keine oder nur unzureichende Immunität besitzen. Doch mit dem Auftreten der „Schweinegrippe“, der H1N1-Influenza, zu Beginn des Jahres 2009 änderte die WHO plötzlich ihre Definition einer Pandemie: „Die Pandemiephase ist gekennzeichnet durch Ausbrüche auf lokaler Ebene in mindestens einem anderen Land in einer anderen WHO-Region zusätzlich zu den in Phase 5 definierten Kriterien (der Ausbreitung des Virus von Mensch zu Mensch in mindestens zwei Ländern einer WHO-Region). Die Feststellung dieser Phase wird darauf hindeuten, dass eine globale Pandemie im Gange ist.“

Die bisherigen wesentlichen Kriterien der hohen Morbidität und Mortalität wurden gestrichen. Wie viele Menschen weltweit erkranken oder sterben, war von da ab kein Kriterium mehr für eine Pandemie. Auch musste von da an die neuartige Krankheit nicht mehr in weiten Teilen der Welt, sondern nur mehr lokal in zwei Ländern auftreten.

„Schweinegrippe“ als Fehlalarm

Die Definition wurde kurz vor der am 11. Juni 2009 zur Pandemie erklärten „Schweinegrippe“ geändert. Die Todesfallrate war zu diesem Zeitpunkt gering, die Schwere der Erkrankungen entsprach in etwa jener einer normalen Influenza. Die amtierende Generaldirektorin der WHO, Margaret Chan, hatte zudem auch keine „plötzliche oder dramatische Zunahme von Zahl und Schwere der Infektion gesehen oder erwartet“.

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