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Viktor Orbán 2006 Rede
Viktor Orbán als junger Politiker 2006 bei der Tagung der Europäischen Volkspartei. © Commons Wikimedia; EPP

Viktor Orbáns Drehbuch für die kommende Wahl

Es knirscht und knarscht bei Ungarns Regierungspartei. Erstmals gibt es eine starke Opposition mit einer Zukunftsvision. Wie will Ministerpräsident Orbán auch 2026 die Wahlen gewinnen?

Boris Kálnoky | Politik | 11. Oktober 2024

Ungarns Ministerpräsident ist der erfahrenste Regierungschef Europas, und zugleich der erfahrenste Oppositionschef: Insgesamt 18 Jahre lang regierte er bislang das Land (1998-2002 und 2010-2024), 16 Jahre lang führte er seine Partei „Fidesz“ in der Opposition (1990-1998 und 2002-2010). Er ist mit allen Wassern gewaschen, kennt aus eigener, zuweilen leidvoller Erfahrung die schiere Brutalität des politischen Kampfes, und kann die Waffen, die dabei erforderlich sind, auch selbst und ohne Zögern handhaben.

Von den meisten seiner Weggefährten kann man das nicht sagen. Seit 2014 hat sich die Partei zielstrebig verjüngt. Es gab Zeiten, da waren alle drei Top-Posten in der Politik mit Männern aus Orbáns Studentenzeiten besetzt: Neben ihm selbst Parlamentspräsident László Kövér und Staatspräsident János Áder, der sich vor allem für Umweltschutz engagierte.

Noch vor weniger als einem Jahr bestand die „erste Linie” der Regierungspolitiker hingegen aus neuen Gesichtern. Kövér war und ist zwar noch da, auf seine Art eine faszinierende Gestalt – Schnauzbart, grimmiger Blick, kreativ derbe Sprüche, wenn er im Parlament medienwirksam herumkaspernde Oppositionspolitiker maßregelt.

CommonsWikimedia Elekes Andor web

© CommonsWikimedia; Elekes Andor

Ansonsten waren da aber junge oder zumindest jüngere Politiker, unter anderem die damalige Staatspräsidentin Katalin Novák (2022-2024) und  Judit Varga, die von 2019 bis 2023 Justizministerin war und danach als führende Figur der ungarischen Europapolitik diente. Sie wurden als Politiker der nächsten Generation zielstrebig aufgebaut. Aber beide stürzten im Februar über einen fatalen politischen Fehler: Novák begnadigte einen Pädofilie-Beihelfer, und Varga gab dazu als zuständige Ministerin ihre Unterschrift. Das traf Fidesz im Markenkern als familienfreundliche, christliche Partei.

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