
Ein Uni-Campus im Zeichen des Hasses
Wochenlang protestierten US-Studenten der berühmten Elite-Universität Stanford in Kalifornien gegen den Krieg in Gaza. Allerdings wollten sie nicht den Frieden, sondern verfielen einem einseitigen Hass auf Israel. Eine beklemmende Reportage – exklusiv für „Libratus“.
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Den Muttertag im Mai dieses Jahres, an dem ich nach einem friedlichen Protestmarsch für die israelischen Geiseln vom Campus der kalifornischen Stanford Universität verwiesen und von zwei Sheriffs an die Pforte eskortiert wurde, werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Als reifere Frau erfährt man selten eine solche Aufmerksamkeit.
Vor dem israelischen Protestmarsch standen sich wochenlang pro-palästinensische und pro-israelische Demonstranten am White Plaza gegenüber. Stanford wies beiden Seiten diesen Platz in der Mitte des Campus zu, um friedlich zu demonstrieren. Auf der pro-israelischen Seite standen Stühle im Gedenken an die verschleppten Geiseln des 7. Oktober. Auf der pro-palästinensischen Seite errichteten Anhänger eine Zeltstadt, deren Bewohner lautstark das Ende der „Besetzung Gazas“ forderten. Auf einer Seite ohrenbetäubende Stille, auf der anderen ohrenbetäubender Lärm.
Trotz des Verstoßes gegen das Zeltverbot auf dem Campus duldete die Direktion der Stanford University das „Gaza-Camp“. Die Bewohner gründeten die „People's University of Palestine“ und forderten die Universität auf, die Zusammenarbeit mit Firmen zu beenden, die Geschäfte mit Israel machen. Der Nazi-Slogan “Kauft nicht bei Juden” lässt grüßen, dachte ich. Die pro-israelische Seite verfiel in eine Schockstarre. Die jüdischen Studenten konnten nicht glauben, dass ihre Kommilitonen kein Wort über das Morden unschuldiger israelischer Zivilisten durch Hamas-Terroristen, darunter Frauen und Kinder, verloren, sondern einen israelischen „Genozid“ in Gaza anprangerten. Niemand auf der pro-palästinensischen Seite beklagte das Schicksal der Geiseln, die seit dem 7. Oktober von Hamas unter unvorstellbaren Bedingungen und Todesangst gefangen gehalten wurden. Keiner interessierte sich für das Leid israelischer Frauen, die mit deutlichen Spuren von Vergewaltigung unter dem Jubel Tausender durch die Straßen von Gaza getrieben wurden.
© Foto: Jeanett Kissling
An einer der bekanntesten Elite-Universitäten der Welt ließen sich Studenten zu Slogans wie „Long live Intifada“ oder „From the River to the Sea“ hinreißen – in beiden Fällen ein Aufruf zur Vernichtung Israels. In einer Umfrage unter amerikanischen Studenten, die den Slogan unterstützten, zeigte sich, dass weniger als die Hälfte von ihnen den besagten Fluss oder das erwähnte Meer benennen konnte. Immer grotesker wurden die Aussagen derer, die meinten, Israel sei ein „zionistischer Kolonialstaat“, der „indigenous people“ unterdrückt und sie ihres Landes und ihrer Freiheit beraubt. An der University of California at Davis, drohte eine Professorin „zionistischen Journalisten“ und deren Kindern mit offener Gewalt. Eine Entlassung der Professorin steht bis heute aus.
Das Foto eines Mannes mit einem Hamas-Stirnband im Stanford Gaza-Camp brachte das Fass für die pro-israelischen Studenten zum Überlaufen. In aller Eile riefen sie die israelische Community im Silicon Valley und ihre Unterstützer auf, sich an einem friedlichen, genehmigten Protestmarsch zu beteiligen. Die Menge versammelte sich am Ende des berühmten Palm Drive und lief singend und fahnenschwingend auf White Plaza zu. Mit „Bring them Home“-Sprechchören forderten sie die Freilassung der Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft.
© Foto: Jeanett Kissling
Auf der anderen Seite bot sich ein groteskes Bild. Zu Hunderten standen die pro-palästinensischen Demonstranten, viele von ihnen vermummt, hinter Plakaten, auf denen unter anderem „We Funded Israel to Kill Children“ stand.
Was dann geschah, macht mich heute noch fassungslos: Die Pro-Gaza-Demonstranten bewegten sich auf die Pro-Israel-Demonstranten zu. Sie marschierten durch die weißen Stühle des Geisel-Memorials hindurch - eine klare Provokation - und kamen nur wenige Meter vor der pro-israelischen Kundgebung zum Halt. Das Stanford Security Team wurde unruhig. Die Bilder des brutalen Showdowns zwischen Studenten und der Polizei an anderen Universitäten des Landes waren allen präsent. Aber anstatt die Pro-Gaza-Gruppe zurück an ihren zugewiesenen Platz zu drängen, wurde die pro-israelische Demonstration aufgelöst. Die Uni Stanford schickte die friedlichen Demonstranten nach Hause, während man das illegale Gaza-Camp und seine vermummten Bewohner weiterhin gewähren ließ.
Auf dem Weg an der pro-palästinensischen Menge vorbei, fragte ich einen der Demonstranten, warum er sein Gesicht verdeckt. Er erklärte mir, dass er Angst hätte, erkannt zu werden und so später keinen Job zu bekommen. Mein friedliches Gespräch mit dem Studenten wurde sofort von Stanford Security unterbunden. Man drohte mir mit dem Sheriff. Ich ließ es darauf ankommen. Es dauerte keine fünf Minuten, bevor die beiden Sheriffs vor mir standen, um das Hausrecht gegenüber einer friedlichen Frau durchzusetzen, während man vor der vermummten Masse in die Knie ging.
Lange hielt diese Appeasement-Strategie nicht an. Am 5. Juni 2024 brachen pro-palästinensische Studenten in das Büro von Universitätspräsident Richard Saller ein und richteten massiven Schaden an. Jetzt war es offensichtlich auch Stanford zu viel. Die Studenten wurden suspendiert und das Gaza-Zeltlager umgehend abgebaut. Damit endete der über hundert Tage andauernde, gegen die Regeln der Universität verstoßende und am Ende sogar gewaltsame pro-palästinensische Protest. Die Stühle, die friedlich an die israelischen Geiseln erinnerten, wurden gleich mit entfernt. Zu Schulden kommen lassen haben sie sich meines Wissens nichts.